Bordeaux - ungeplant aber ein Höhepunkt des Urlaubs

Geplant hatten wir einen Besuch von Bordeaux nicht, für uns war das halt irgendeine französische Stadt. Allerdings riet uns das holländische Ehepaar, mit denen wir uns in  Lacanau unterhalten hatten, unbedingt dazu, die Stadt zu besuchen.
Sie hoben besonders hervor, dass man die Stadt gut mit dem Fahrrad erkunden könne – was natürlich unsere Neugierde weckte.  Abends lesen wir dann im Internet und in unserem Reiseführer etwas über die Stadt und werden erst richtig neugierig.  Also, auf nach Bordeaux.

Unser grünes Plätzchen in Bordeaux

Bordeaux, städtebaulich vom 18. Jahrhundert geprägt, gilt nach Paris als die schönste Stadt Frankreichs

Der Campingplatz bei Bordeaux war tatsächlich der einzige Campingplatz, den wir auf unserer Reise nutzten. Schön gelegen und knapp 9km mit dem Fahrrad bis zum Zentrum
Es war nicht ganz leer auf dem Platz - aber ausgebucht war er sicherlich nicht.

Bordeaux, Tag 1

Nachdem wir unseren Platz in Beschlag genommen haben, fahren wir direkt los. Die Luft ist warm, die Sonne lacht und die Fahrradwege in die Stadt sind hervorragend, fast wie in den großen Städten in den Niederlanden.
Das Tandem ketten wir direkt neben der Kirche St. Louis des Chartrons an und gehen ersteinmal Richtung Touristinformation durch die Stadt.
Auf dem Weg queren wir den Platz Esplanade des Quinconcorces, wo gerade eine Kirmes aufgebaut wird. Wir nutzen die Gelegenheit und drehen eine Runde auf dem einzigen, schon geöffneten Fahrgeschäft: Dem Riesenrad. Das verschafft uns einen gute Übersicht von oben und nebenbei die Möglichkeit, das Monument aux Girondins mal aus einer etwas ungewöhnlicheren Perspektive zu sehen.
Danach gibt es  es ein „Kirmesbier“ – etwas, was wir schon 2 Jahre nicht mehr hatten, da in Sevelen die letzen beiden Jahren dank Corona schlicht keine Kirmes stattfand.
Die Touristinformation befindet sich fast direkt neben dem Platz und wir holen uns dort erst einmal  Anregungen und Tipps für die kommenden anderthalb Tage.

Wir stellen unser Tandem direkt neben Eglise Saint-Louis des Chartrons ab und gehen einfach durch die Straßen
Dank Riesenrad hatten wir einen speziellen Blick auf das Monument

Bei der Touristinformation gibt es einen Flyer mit Vorschlägen für verschiedene Rund- und Fußgängerrouten durch die Stadt. Für den heutigen Tag wählen wir die 2-Brücken-Tour aus. Mit 7km ist sie für den noch verbleibenden „halben“ Tag optimal. Also zurück zum Tandem, noch gemütlich einen Kaffee in einem kleinen Bistro an der wunderschönen Straße Rue de Notre Dame und ab aufs Tandem.

Die Tour führt an der Garonne vorbei zum Mirror d‘Eau am Place de la Bourse über die Brücke Pont de pierre, die Fahrrädern, Fußgängern und Bussen gehört. Auf der anderen Seite der Garonne waren einige Slums: Hütten, Zelte, Campingwagen. Die Zugbrücke Pont Jacques Chaban-Delmas führte uns wieder auf die „richtige“ Seite der Garonne. Zum Abschluss der Tour setzen wir uns in eine Bar direkt an der Uferpromenade und genießen die Sonne und das Treiben bei eine Flasche Bordeaux – was auch sonst.

Der Rückweg zum Campingplatz – ca. 9km – war schnell geschafft. Vorbei an dem „anderen Bordeaux“: Slumartige Camping-Zelt-Hütten, die direkt auf unserem Heimweg lagen.

Bordeaux, Tag 2

Wo sonst als in Bordeaux sollte ein Wein-Museum stehen? Hier hat man sich dafür 2016 noch ein schickes Gebäude gebaut.
Die Cité du Vin ist ein französisches Tourismusprojekt in Bordeaux, das ein Weinbaumuseum und einen Freizeitpark zum Thema Wein verknüpft und in einem spielerischen Ansatz die olfaktorische und gustatorische Wahrnehmung ansprechen soll. Der Bau ist mit 2.500 reflektierenden Aluminiumplatten an der Fassade des 55 Meter hohen Turms des Gebäudes ausgestattet. Er soll glanzfeinen Wein in einem Glas nachempfinden lassen. 
Wirklich gut gemacht, dank deutschem Audioguide sogar zu verstehen! Man kann sich den Geruch von „alten Büchern“, von „Lakritz“ oder von „Beeren“ in die Nase pusten und lernte zu den verschiedenen klimatischen Begebenheiten die Einzigartigkeit bestimmter Weine kennen. Zum Schluss kann man die gute Sicht über Bordeaux bei einem Gläschen Wein genießen.

Neben Cité du vin befinden sich die Halles de Bacalon (dem Stadtteil), wo wir uns mit Canelés, dem typischen Gebäck aus Bordeaux, Tarte d‘amour (Törtchen mit Eischnee-Topping) und Mousse au Chocolat stärken.

Canelés sind kleine, saftige Festtags-Küchlein mit einer karamelligen Oberfläche, im Idealfall ist diese Oberfläche sogar ein bisschen krokant. Französische Nonnen haben Canelés de Bordeaux vor etwa 300 Jahren erfunden. Im Originalrezept kommen nur Eigelbe vor, denn die örtlichen Winzer verwendeten damals wie heute viel Eiweiß, um ihre Weine zu klären. Die Eigelbe blieben übrig. Bordeaux war schon ein Überseehafen mit Handelsverbindungen zu den französischen Karibikinseln und Kolonien in Südamerika. Rum und Vanille gab es reichlich in der Hafenstadt und so fanden beide Aromen ihren Weg in das Rezept. Kann sein, dass die Nonnen ihre Küchlein verkauften, um mit den Erlösen wohltätig zu wirken.

In dem Hafenbecken vor Cité du vin steht die Skulptur Le voyage à Bordeaux von Suzanne Treister. Die fliegende Untertasse mit einem Durchmesser von 15 Metern, die mit einem Lastkahn auf das Becken Nr. 1 in der Nähe der Unterwasserbasis gebracht wurde, ist ein Kunstwerk, das von der Metropole Bordeaux in Auftrag gegeben wurde. Die Stahlskulptur enthält Materialien aus den Wracks von Schiffen, die kurz vor Kriegsende von deutschen Soldaten in den Hafenbecken versenkt wurden, bevor sie sich aus Bordeaux zurückzogen.

Aus dem Flyer der Touristinformation haben wir uns für die Zeit nach dem Besuch des Museums die UNESCO-Tour durch Bordeaux ausgesucht.

Was für eine Tour. Auch wenn Bordeaux für Fahrräder sehr gut ausgestattet ist, muss man auch individuelle Verkehrsführungen nutzen, habe ich mir gedacht und meine Fahrweise an die der Einwohner angepasst, was mir gelegentlich lautstarke Kritik von meiner „Stokerin“ einbringt.

Letztlich haben wir einige UNESCO-Weltkulturerbe-Stationen abgeradelt – auch wenn wir nicht genau der vorgeschlagenen Route gefolgt sind, haben wir sehr viel gesehen. Gegen Abend sitzen wir an der Garonne, lauschen einem Saxophon-Spieler und bestaunen die Künste der  vielen Skater.

Fürs Abendessen habe ich ein Restaurant „ergoogelt“. Als eines der 10 besten, mittelpreiseigen Restaurants wurde uns „La Maison de Margot“ empfohlen. Das Restaurant liegt etwas versteckt vom Trubel in einer ruhigen Seitengasse und wir haben sehr, sehr gut gegessen.

Im „La Maison de Margot“ besticht die Einrichtung mit Antiquitäten, Kunst und allem möglichen Zeugs. In Kombination mit der sehr netten und freundlichen Bedienung entsteht eine wundervolle Atmosphäre, in der wir unser hervorragendes Menü wirklich genossen haben.
Allerdings gab es keine Weinkarte, ich wurde nur zu einem riesigen Schrank mit dutzenden Weinflaschen geführt und sollte auswählen. Zum Glück hatte ich mir ja heute Vormittag in Cité du Vin ein fundiertes Wissen über Weine angeeignet – und entschied mich für einen trockenen Roten, dessen Etikett mir am besten gefiel und der bezahlbar war.

Nach dem Essen, so gegen 21 Uhr, war es dunkel und Bordeaux zeigte sich von einer weiteren, schönen Seite. Die Beleuchtung ist ein echter Hingucker.

Doof nur, dass ich mein Stativ im Kasten vergessen hatte, gut es war sicher und trocken, aber Langzeitbelichtungen ohne Stativ sind dann eher schwierig. Aber mit Hilfe von Brückengeländern und der Fahrradtasche konnte ich dann doch einige Bilder machen. 

Dann geht es die knapp 9km zurück zum Campingplatz und damit haben wir insgesamt 26km für heute auf dem Tacho. Etwas unterkühlt geht es dann ab ins Bett.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

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